Die geriatrischen Strukturen in Sachsen-Anhalt sind positiv zu bewerten - eine geriatrische Rehabilitationsklinik vorzuhalten hat sich bewährt - die Etablierung von geriatrischen Zentren/Fachabteilungen als Akutgeriatrien erfolgt seit Jahren auch in Bundesländern, die zuvor hauptsächlich geriatrische Rehabilitationskliniken vorhielten. Dem akut erkrankten geriatrischen vulnerablen Patienten mit akutstationärem Behandlungsbedarf wird in einer Akutgeriatrie auch eine begleitende geriatr. Frührehabilitation ermöglicht, deshalb ist das Vorhalten einer komplexen Strukturqualität erforderlich (Eignung für akutmedizinische Diagnostik und Behandlung sowie geriatrischer Frührehabilitation zugleich).
Die multidisziplinäre und ganzheitliche Betreuung der Patienten mit dem Ziel der Erhaltung/Wiedererlangung einer größtmöglichen Selbstständigkeit und Lebensqualität bei Wahrung der Autonomie ist charakteristisch für die geriatrische Akutversorgung in dafür spezialisierten Einrichtungen. (ERFORDERNIS: akutmedizinische Diagnostik und begleitende geriatrische Frührehabilitation – Vorhaltung einer komplexen Strukturqualität)
Differenzierte Versorgungsstrukturen ermöglichen eine optimale Behandlung. Von der vollstationären über die teilstationäre Versorgung bis hin zur Überleitung in die Häuslichkeit durch die Tagesklinik liegt alles in einer Hand. So können Patienten aus anderen Fachbereichen frühestmöglich zwecks Frührehabilitation und Weiterführung der Diagnostik übernommen (z.B. nach Schlaganfall,nach operierter hüftgelenknaher Fraktur) oder aber bei alterstypischen Erkrankungen (vorwiegend internistisch) mit drohender Immobilität und Einbuße an Alltagskompetenz direkt in das Zentrum (Geriatrische Fachabteilung) eingewiesen werden, dies erfolgt tendenziell zunehmend. Wähend 2012 nur ca. 10 % der Patienten direkt in die geriatrische Fachabteilung eingewiesen wurden, sind es 2015 bereits über 50 %. Dies konnte auch so in der Lutherstadt Eisleben festgestellt werden.
Auch akut erkrankte ältere Patienten mit rezidivierender Sturzneigung sowie seelisch erkrankte ältere Menschen profitieren von der Behandlung im geriatrischen multiprofessionellen Team. Schwergradig depressive Patienten sollten aber weiterhin schnellstmöglich direkt in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden.
Geriatrische Zentren (Geriatrische Fachabteilungen) müssen über eine Expertise bzgl. Behandlung von älteren Schlaganfallpatienten verfügen und mit einer überregionalen Stroke Unit zusammenarbeiten, welche ggf. auch eine Thrombektomie etc. ermöglichen kann. Jüngere Patienten sollten direkt in einen Maximalversorger eingewiesen werden. Ein speziell ausgestattetes Doppelzimmer ist vor Ort als Minimalvoraussetzung zu werten. Eine teleradiologische/telemedizinische Vorgehensweise ist diesbzgl. hilfreich (empfehlenswert).
Weiterhin sollte entsprechend der demografischen Erfordernisse eine integrierte Palliativeinheit etabliert sein – minimal ein Palliativappartement –, wie dies Prof. Kolb aus Lingen im Rahmen des letzten DDG-Kongresses in Frankfurt sehr anschaulich und nachvollziehbar darstellte.
Für die Beratung in ethischen Fragen im klinischen Alltag von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern muss ein Ethikkomitee etabliert sein. Die Durchführung einer ethischen Fallbesprechung muss im Einzelfall rasch möglich sein, um z.B. den mutmaßlichen Willen des Patienten eruieren zu können und dem behandlungsverantwortlichen Arzt eine entsprechende Empfehlung bzgl. einer geplanten medizinischen Maßnahme geben zu können.
Das Zentrum sollte an einem externen Qualitätssicherungsprogramm wie GEMIDAS-Pro teilnehmen und auch Mitglied in einem Schlaganfall-Netzwerk sein. Für die Aufnahme in den Bundesverband Geriatrie muss ein Zertifizierungsverfahren durchlaufen werden.
Geriatrische Zentren halten eine komplexe Strukturqualität vor, welche sicherstellt, dass die bei der Behandlung älterer Patienten auftretenden Anforderungen sowohl in akuter als auch in rehabilitativer Hinsicht erfüllt werden können.
Oberstes Ziel bei der Behandlung von geriatrischen Patienten im fortgeschrittenen Lebensalter ist die Wiedererlangung einer größtmöglichen persönlichen Autonomie und Fähigkeit zur selbstständigen Lebensführung. Der gezielten Förderung der Patienten in den Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) sowie instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens (IADL) kommt bei der Behandlung eine herausragende Bedeutung zu. Die gezielte sensomotorische Therapie in den Bereichen Körperpflege, Fortbewegung einschließlich Transfer, Urin- und Stuhlkontrolle, Toilettengang sowie der Kommunikation und Orientierung bilden das Zentrum geriatrischer Behandlungs- und Rehabilitationsbemühungen (Aktivierend therapeutische Pflege in der Geriatrie ATP-G).